Mouse - Kleine Pfoten, großes Herz

Crème: beige Maus mit schaumbraunen Flecken, weiße Brust, hellrosa Schnauze und Schwanz, eisblaue Augen, 1 Jahr alt
Pierre: rostbrauner Mäuserich, leicht hellerer Bauch, Schwanz und Nase sind beige-braun, moorgrüne Augen, 1 Jahr und 4 Monate alt
Claude: kaffeebraunes Mausjunges, Schwanz braun-rosa gescheckt, Nase nur rosa, Augen gehen von blau in grün über, 3 Tage alt

"Eure Reise fängt vielleicht an, aber sie wird kein Ende finden."

Nach einem schrecklichem Eulenangriff müssen Crème, Pierre und ihrer Tochter Claude fliehen. Crème führt sie auf eine gefährliche Reise, auf der Suche nach dem Paradies. Doch werden sie alle Gefahren meistern?
Auf ihrem Weg treffen sie Artgenossen, die ihnen eine schwere Entscheidung bereit legen. Werden Crème und ihre Familie die richtige treffen?

Die Nacht lag still über Paris und der Neumond erhellte die Stadt nur leicht.
Außer dem Wiegen der Blätter und des Grases, die dem Willen des Windes gehorchten, regte sich nichts.
Und außer dem leichten Pfeifen vernahm man keine Geräusche.
Nur ganz leise, konnte man kleine, schnelle Schritte hören.
In der Sicherheit des Mondlichtes und der sich bewegenden Grashalme huschte eine Maus, deren braunes Fell im grellen Schein perfekt mit der Umgebung harmonierte.
Ihre kleinen, beigen Pfoten trugen sie auf ein ausgedörrtes Kornfeld, nahe einer wenig befahrenen Autobahn.
Die Straßenlichter erhellten die Wege nur bedürftig.
Die Maus wanderte das ganze Getreidefeld hindurch, bis sie am anderen Ende durch das Loch einer morschen Holzhütte kroch, dessen Eingang mit einigen Farnwedeln verdeckt war.
Es lag ein abgeklungener Bauenhof-Geruch in der Luft, mindestens 2 Wochen her.
Das Heu unter ihren Füßen raschelte kaum unter dem geringem Gewicht der Braunen.
Einige Zentimeter vor ihrer Nase begann sich etwas zu bewegen, nur langsam und unbeholfen.
Man erkannte zwei kleine Gestalten, nicht größer als eine halbe Handfläche, die unter dem ganzen Stroh und Heu gut getarnt waren.
Die Erwachsene begann etwas zu murmeln, während sie mit ihrem Schweif die Kleinen liebkoste.
"Das .... " Sie wagte aus einem ungewissen Grund nicht, das Wort auszusprechen. ", das in einem Tal liegt, ist dicht umgeben von Nussbäumen. Diese sind so hoch, dass sich kein Vogel traut , dort Beute zu machen. Ein kleiner Teil des ähm.. Landes ist umrundet von einem Fluss. Sein Wasser ist klar und man sieht bis in die tiefsten Tiefen. Die kleine Insel ist mit saftigem, grünem Gras bewachsen. Die Sonne dort scheint fast immer, aber die Bäume bieten genug Schatten und sorgen für ein angenehmes Klima. Stürme gibt es nie, Regen aber schon, jedoch nur nach der Trockenzeit. Die Bauten auf der Insel sind riesig und miteinander verbunden. Im Winter sogar gibt es immer noch genug Nüsse für 50 Mäuse."
Als ihre Stimme verstummte, konnte man leises Schnarchen hören.
Gerade wandte sich die Alte zum Gehen, da raschelte hinter ihr Etwas.
Das cremefarbene Junge holte Luft: "Ist...ist das ein Paradies?" fragte sie leise, und ohne eine Antwort fiel es neben seinem Geschwisterchen in den Schlaf, sogleich die Braune zart ihre Wange strich.
Nein Kleine...es ist DAS Paradies....
Wenige Herzschläge später war sie verschwunden.
Das Einzige was sie hinterließ war ihr Geruch, der vom baldigen Regen weggeströmt wurde.

Ihren Schweif um die Jungen gelegt, lag Crème in einem Nest aus Blättern und Ästen.
Gedankenverloren sah sie zum Ausgang, wartete sehnsüchtig auf ihren Partner und genoss die Frische Luft, die der Wind herein blies.
Ihre Pfoten bearbeiteten die weiche Erde unter ihr und ihr Fell kribbelte.
Die kleinen Mäuse neben ihr, schmiegten sich an ihr schaumbraunes Fell und Crème betrachtete die vier tollpatschigen Tiere, wie sie sich wanden. So klein und hilflos.
Erneut sog sie die Luft ein und ihre feinen Schnurrhaare wiegten sich im Luftstoß.
Ihre Mundwinkel formten ein Lächeln, als sie einen vertrauten Geruch aufnahm und kurz darauf kam ein brauner Fellball durch das Loch, welches von Gras bedeckt war.
Mit schnellen Schritten tapste der Mäuserich auf seine Partnerin zu.
Sie rümpfte die Nase und nahm den Duft frischer Nüsse war, während ihr Partner sie liebevoll anstupste.
Als er die Jungen ansah, war sein Blick so zärtlich und warm, wie sie es sonst nur selten sah.
Ihr wurde jedes mal warm ums Herz.
Vorsichtig nahm sie eine Walnuss zwischen die Kiefer und zerbiss sie mit Leichtigkeit.
"Es ist alles okay" fiepte sie, nachdem sie geschluckt hatte und Pierre schüttelte den Kopf, als hätte sie ihn aus den Gedanken gerissen.
Kurz war seine Miene noch verwirrt, doch im nächsten Moment schnappte auch er sich eine Nuss und aß sie genüsslich. "Dann bin ich froh"
Ein schrilles Pfeifen verriet den Mäusen, dass sich draußen ein Unwetter zusammenbraute.
Crème lauschte dem Wind und musste zugeben, dass Pierre ein toller Vater für ihre Jungen war und keiner könnte dies ändern.
Als hätten die Kleinen ihre Gedanken lesen können, begannen sich die vier Fellknäuel zu regen und bahnten sich unbeholfen ihren Weg zu dem Bauch ihrer Mutter.
Hin und wieder passierte es, dass sie sich gegenseitig rempelten und dann begannen sie leise zum Quieken, was den Eltern und amüsiertes Lächeln auf die Lippen zauberte.
Mit seiner bräunlichen Schnauze schob ihr Vater sie in die richtige Richtung und kurz darauf begannen die Mausjungen zu trinken.
Ihre kleinen Beinchen traten gegen Crèmes hellen Bauch, doch sie waren so klein, dass sie es kaum spürte.
Der Mäuserich packte die restlichen Nüsse in seine Backen und trappelte in eine kleine Kammer, dessen Boden mit trockenem Gras bedeckt war und legte sie in dessen Mulde.
Die beige Maus sah ihm nach, wurde aber abgelenkt, als einige, winzige Holzsplitter auf ihren Kopf fielen.
Verwirrt sah sie nach oben und versuchte etwas zu erkennen, konnte aber nur, ein kaum hörbares Kratzen wahrnehmen. Dann hörte es auf.
Noch enger schmiegte sich Crème an ihre Kinder, mit einem unruhigen Gefühl im Magen.
"Hast du das auch gehört?" fragte Pierre, sofern er wieder neben ihr stand und erschrocken schnappte sie nach Luft und nickte nur. Eben wollte sie etwas sagen, wurde aber unterbrochen.
Mit einem Mal krachte die Decke aus Baumrinde über ihnen zusammen und die Mäuse kniffen wegen kleinen, herumwirbelten Holzsplittern die Augen zusammen.
Der Staub wirbelte auf, ihr Nestmaterial flog in die Luft und Crème sah nur einen riesigen, gelben Schnabel. Nur gedämpft hörte sie Pierre weiter hinten schreien "Pass auf, eine Eule!", denn das einzige was sie mit aufgerissenen Pupillen und angelegten Ohren wahrnahm, war das hohe, panische Gequieke ihrer Jungen.